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wetter

wenn’s Wetter so bleibt...

07 | 11 | 1999
Ja, wenn’s Wetter so bleibt......
Wir Großauheimer glauben an das Gute. Stets positiv eingestellt strahlen wir in den Tag hinein. Alles wird recht werden, unsere Pläne werden gelingen, niemand will uns Böses. Das neue Jahrtausend liegt weit offen vor uns. Es ist sicher: wir werden bei den ersten sein, die das dritte Millenium begrüßen. Sei es, daß wir auf einer unserer vielen Mainbrücken stehen, sei es, daß wir auf Hanaus schönstem Boulevard (am Großauheimer Mainuferweg) flanieren, sei es, daß wir irgendeinen anderen Ort der Welt mit unserer Anwesenheit beehren. Wir schauen nach vorne! ...Wenn’s Wetter so bleibt.
Aber wir Großauheimer trauen nicht jedem Frieden, sorgen vor. Mitten im glühenden Hochsommer hamstern wir Heizöl, fangen an, Pullover zu stricken. Wir versichern uns sicherheitshalber gegen einen Versicherungsausfall und schon im Kindergarten lehrt man uns den unlösbaren Doppelknoten für unsere Turnschuhe. Was kann uns da im Leben noch passieren? Wir Großauheimer stehen so fest auf dem Boden wie unsere drei Kirchtürme. ...Wenn’s Wetter so bleibt.
Doch uns quält langjähriges Seelenleid. Mächtige Gefühle überwältigen diesen sonst so ausgeglichenen Menschenschlag, läßt einmal ein Ortsfremder oder Hanauer unbedacht das Stichwort: „Rochusplatz“ fallen. Die Frage nach dem Platz im Herzen der  Stadt erschüttert den Großauheimer in seinen Grundfesten. Hier, an seiner Basis, seinen Wurzeln, gerät seine Lebensordnung ins Wanken; am Rochusplatz verliert er den Boden unter den Füßen. Bröckelnde Steine, kippende Platten, gespaltene Wege lauern ihm auf und bedrohen ihn. Nirgends ein Halt, überall Ach und Weh. Selbst ein schweizer Extrem-Alpinist würde sich hier nicht ohne Seilsicherung und Karabinerhaken über die Straße trauen. Wie gut und tröstlich ist es dann, starke Freunde zu haben!
In seiner Not findet der Großauheimer Verständnis und Hilfe bei den
wackeren Streitern des Hanauer Tiefbauamtes. Hier wird das Leid zerlegt und auf den Schreibtischen der Sachbearbeiter verteilt.
Rettungspläne werden geschmiedet, Hilfsmaßnahmen eingeleitet. Solle einer sagen, unser gesetzlicher Vormund, Mutter Hanau, kümmere sich nicht um uns! Wie oft schon besänftigten uns die emsigen städtischen Arbeiter, die in beruhigender Regelmäßigkeit mal hier ein Schippchen Sand einspachteln, mal da ein Eimerchen Teer ausgießen! Die Rollkommandos des Straßenbauamtes werden uns fehlen, denn Großauheims Roter Platz wird bald komplett renoviert und neu bepflastert. Alle Wetter!
Es stand in den Zeitungen: Gleich nach dem Rochusmarkt, Ende September, sollte es losgehen. Typisch für die Großauheimer: schon nach ein paar untätigen Wochen wurden sie unruhig und scharrten nervös mit den Füßen, weil sich nichts tat. Geduld, Geduld!
Gut Ding braucht Weile. Wenn es denn mal so richtig brummt und die Bagger wühlen, sollen in läppischen zwei bis drei Monaten die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Dann hätte Großauheim im Februar/März seinen neuen Rochusplatz. So planen die Planer.
...Wenn’s Wetter so bleibt.
Keine Schwarzseherei; nur Pessimisten glauben an Frost im Januar. Denken wir positiv!  So oder so: in Großauheim scheint sowieso immer die Sonne. Was hindert uns daran, den Auheimer Winteranfang auf den 21.März zu verschieben? ...Damit’s Wetter so bleibt!
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